Interview

Relevanz des Infrastruktursektors für Investoren

„Der Infrastrukturausbau in Europa wird in den kommenden 10 Jahren einen erheblichen Wachstumsschub erfahren.“ – Patrick Seidler, Partner M&A bei S&B Strategy

Warum ist der Infrastruktursektor relevant für Investoren?

Der Ausbau und die Instandhaltung der Infrastruktur in den Bereichen Trink-/ Abwasser, Gas, Strom, Fernwärme und Glasfaser wurde in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund klammer Kassen und geringem politischen Fokus vernachlässigt. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Infrastruktur, getrieben durch klimapolitische Regulatorik und Technologie-Wechsel im Wärme-, Strom- und Glasfasermarkt. Innerhalb der Europäischen Union wurde das Thema deshalb über mehrere Vehikel, wie z.B. dem Next Generation EU Recovery Fund und klare politische Zielsetzungen und Vorgaben, hier vornehmlich bis 2050 klimaneutral zu werden, fokussiert. Das Ergebnis sind nachhaltige, hohe Investitionen in den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur in Deutschland und Europa. Der Infrastrukturausbau wird deshalb in den kommenden 10 bis 20 Jahren einen erheblichen Wachstumsschub erfahren.

Welche Segmente sind besonders attraktiv?

Aus einer reinen Volumenbetrachtung ist sicherlich der Glasfaserausbau das am stärksten wachsende Segment. Allerdings wurde hier in der Vergangenheit dereguliert, um die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen; dies hat zu einer wachsenden Zahl an Anbietern und damit erhöhtem Preisdruck geführt. Spannend sind sicherlich Druckleitungssanierung und -ausbau oder das Fernwärme-Segment – hier bestehen aufgrund der erforderlichen Zertifikate und des Know-hows signifikante Eintrittsbarrieren, darüber hinaus ist das Differenzierungs-potential über Services (Planungssupport, Real-Time-Vermessungsdatenlieferung etc.) und Technologie (Fräsroboter, Full-Service-Einsatzfahrzeuge etc.) deutlich höher. Der Bereich Straßen- oder Brückenbau ist aufgrund der erforderlichen einsatznahen Asphalt- und/ oder Betonfertigteilwerke sehr Asset-lastig.

Worauf sollten Investoren bei Akquisitionen im Infrastruktursegment achten?

Neben der Produkt- und Technologiekompetenz ist in jedem Fall die Service- und Marktbearbeitungskompetenz des jeweiligen Targets zu prüfen. In den meisten Fällen erlauben diese ein höheres Lock-in-Potential und attraktivere Preisniveaus – auch bei Rahmenverträgen. Weiterhin sollten bei Unternehmen mit mehreren Niederlassungen die Potentiale für Kostenoptimierung realistisch geprüft und hinterfragt werden. Oftmals sind augenscheinliche Skalierungspotentiale nicht zu heben, da bspw. Vertrieb und Administration auf die jeweilige Region und die lokalen Entscheidungsträger ausgerichtet sind; in diesen Fällen macht eine Shared-Service-Struktur wenig Sinn und damit erhöht sich mit jeder weiteren Niederlassung die Komplexität.

Ihr Ansprechpartner

Patrick Seidler
Patrick SeidlerManaging Partner

Patrick Seidler ist ein erfahrener Experte im Bereich Mergers & Acquisitions (M&A) mit einem besonderen Fokus auf den Bau- und Infrastruktursektor. Seit über 15 Jahren begleitet er erfolgreich Unternehmen bei komplexen Transaktionen, von Unternehmensübernahmen bis hin zu strategischen Fusionen. Durch seine fundierte Branchenkenntnis und seinen strukturierten Ansatz hat er zahlreiche nationale und internationale M&A-Projekte erfolgreich zum Abschluss gebracht.

Patrick ist enger und vertrauensvoller Ansprechpartner von Eigentümerfamilien sowie Investoren im Bau-, Bauzuliefer- und Infrastruktursektor und ist regelmäßig als Studienautor, Speaker und Impulsgeber auf Branchenveranstaltungen zu den Themen M&A und Nachfolge vertreten.

„Mich treibt es an, immer wieder neue und beeindruckende Lebenswerke von Eigentümern zu erleben sowie die Professionalisierung und Konsolidierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette mitzugestalten.“