Interview

Wachstumsfelder in der Gebäudetechnik

„Die Gebäudetechnik wandelt sich immer stärker vom einfachen Kabel ziehen hin zu komplexen Technologie- und Softwarekompetenzen.“ – Christoph Blepp, Partner Strategie bei S&B Strategy

Was genau ist Gebäudetechnik und wie hat sich das Segment verändert?

Gebäudetechnik ist mittlerweile ein sehr weit gefasster Begriff, der u.a. die Technische Gebäudeausrüstung umfasst, also alle technischen Installationen in den Bereichen Elektro-, Sanitär-, Wärme-, Luft und Kältetechnik. Da die einzeln verbauten Produktgruppen und vor allem die Anforderungen der Vernetzung derselben immer komplexer werden, bekommt die Gebäudetechnik einen immer stärker werdenden Technologie- und Software-Spin. Insbesondere in größeren Gewerbegebäuden, aber auch im Wohnbau und öffentlichen Bau ist die Gebäudeautomation (das Gebäude reagiert selbstständig auf die Umwelt, z.B. Innen- oder Außentemperatur) bereits Standard. Building Intelligence versetzt das Gebäude nun in die Lage, auf Mensch und Umwelt je nach Stockwerk oder Raum zu reagieren. Dazu sind intelligente Systemgeräte und Produkte, intelligente Sensoren und Aktoren, aber vor allem programmierte und immer stärker selbstlernende Gebäudenetzwerke erforderlich. Die Installations- und Produktwelt wandelt sich also erheblich und stellt den Installateur, den Händler und den Hersteller vor immer komplexer werdende Herausforderungen.

Welche Subsegmente sind denn besonders spannend?

Insbesondere die Segmente, bei denen die technologische Komplexität und damit der Personalmangel stark ausgeprägt sind, weisen eine hohe Dynamik auf. Hier sind schlanke Prozesse, Automatisierung, Fokussierung auf die wesentlichen Wertschöpfungsschritte und Fähigkeiten sowie strategisch ausgerichtete Investitionen erforderlich. Beispiele sind Systemintegratoren, Sensor- und Aktorhersteller, Modul- und Interimsbauer oder das gesamte Subsegment der komplexen Heizung-/ Lüftung-/ Klima-/ Sanitärinstallation (HLKS) – vom Hersteller der Systemgeräte bis hin zum spezialisierten Planungs- und Installationsbetrieb.e Eigentümerstruktur den frischen Wind nutzen wollen, um sich aktiv in die Transformation des Unternehmens einzubringen. Deshalb macht es Sinn, sehr schnell nach der Übernahme die Strategie und die damit verbundenen Maßnahmen klar und nachvollziehbar zu definieren und pragmatisch umzusetzen. Klare Risiken sind die Überforderung einer Organisation, die historisch keinen Fokus auf „Effizienz“ gelegt hat und die überbordende Komplexität durch zu schnelle Add-On-Akquisitionen. So drohen die Profitabilitätspotentiale bereits zu Beginn der Equity Story zu verpuffen.

Wo ergeben sich hierbei attraktive Chancen für Investoren?

Viele Hersteller oder Installateurbetriebe stehen jetzt vor der Frage, ob und wie investiert werden muss, um den Wettbewerb der Zukunft aktiv zu gestalten. Neue Prozesse, Fähigkeiten oder Regionen müssen etabliert oder erschlossen werden, jedoch fehlt intern oftmals das Know-how. Hier bietet sich die prozess- und strategieseitige Erfahrung und das Kapital von Investoren an, um die nächste Wachstumsschwelle zu nehmen. Gerade in der Bauindustrie wird ESG – hier vor allem das E und das G – immer wichtiger und bietet in erster Linie in vielen Subsegmenten auch eine Chance zur Differenzierung und Preisoptimierung und sollte deshalb zumindest in der Strategieumsetzung betrachtet werden.

Christoph Blepp

Christoph ist Gründungspartner der S&B Strategy GmbH und verantwortet den Bereich Strategieentwicklung und -umsetzung.

Er verfügt über 17 Jahre Erfahrung als Offizier, Strategieberater und Geschäftsführer, die er bei der PwC Deals Strategy, kleineren Beratungen und der Bundeswehr gesammelt hat. Er studierte Politikwissenschaften und VWL an der Universität der Bundeswehr München und absolvierte einen MBA an der WFI.

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