Interview

Value Creation im Bausektor

„Value Creation im Bau muss früher und tiefer ansetzen.“ – Christoph Blepp, Partner Strategie bei S&B Strategy

Warum ist der gesamte Komplex Value Creation im Bausektor besonders wichtig?

Viele Unternehmen in der Bau- und Bauzulieferindustrie leben in einem goldenen Zeitalter, in dem die Nachfrage das Angebot übersteigt – und das schon seit mehr als 10 Jahren. Die Folge dieses Booms sind reaktive Geschäftsmodelle mit starkem Produktfokus. Eine gezielte, KPI-gesteuerte Marktbearbeitung findet man bei vielen Unternehmen nicht vor, auch eine hohe Finanzkennzahlentransparenz auf Produkt-, Projekt- oder Kundenbasis ist selten. Hier kann Private Equity erheblich zur Professionalisierung beitragen und den eigenen Erfahrungsschatz gewinnbringend nutzen. Gerade in den ersten 150 Tagen sollten diese Baustellen angegangen werden, bevor man mit einem aggressiven Buy-&-Build-Ansatz beginnt.

Wo liegen die Chancen und Risiken in den ersten 150 Tagen nach der Übernahme?

Wir beobachten oft, dass es in der zweiten und dritten Führungsebene starke Leistungsträger gibt, die durch die neue Eigentümerstruktur den frischen Wind nutzen wollen, um sich aktiv in die Transformation des Unternehmens einzubringen. Deshalb macht es Sinn, sehr schnell nach der Übernahme die Strategie und die damit verbundenen Maßnahmen klar und nachvollziehbar zu definieren und pragmatisch umzusetzen. Klare Risiken sind die Überforderung einer Organisation, die historisch keinen Fokus auf „Effizienz“ gelegt hat und die überbordende Komplexität durch zu schnelle Add-On-Akquisitionen. So drohen die Profitabilitätspotentiale bereits zu Beginn der Equity Story zu verpuffen.

Wie können Investoren bei Value-Creation-Konzepten in der Bau- und Bauzulieferindustrie vorgehen?

Bereits in der Commercial Due Diligence sollte unserer Ansicht nach – neben dem bankable Report – der Fokus auf die strategischen Potentiale und die Equity Story gelegt werden. Wir versuchen durch unseren Background in der Bauindustrie, sehr schnell und tief auf die für Investoren, aber auch das Management relevanten Analyseebenen zu kommen, um dann bereits im Prozess gemeinsame Strategieworkshops durchzuführen. Diese bilden dann die Grundlage für die weiteren Strategieworkshops nach dem Closing und helfen, nach der Transaktion schnell an Fahrt aufzunehmen. Gerade in der Bau- und Bauzulieferindustrie bieten sich externe Sparringpartner an, die die Umsetzung mit den einzelnen Teams des Unternehmens weiterhin begleiten können, um die Nachhaltigkeit in der Erreichung der intendierten Effekte zu gewährleisten. Schnelle Sprints in der Umsetzung können den einzelnen Teams helfen, die festgelegten Zeiträume zu halten. Gerade in der Bauindustrie wird ESG – hier vor allem das E und das G – immer wichtiger und bietet in erster Linie in vielen Subsegmenten auch eine Chance zur Differenzierung und Preisoptimierung und sollte deshalb zumindest in der Strategieumsetzung betrachtet werden.

Christoph Blepp

Christoph ist Gründungspartner der S&B Strategy GmbH und verantwortet den Bereich Strategieentwicklung und -umsetzung.

Er verfügt über 17 Jahre Erfahrung als Offizier, Strategieberater und Geschäftsführer, die er bei der PwC Deals Strategy, kleineren Beratungen und der Bundeswehr gesammelt hat. Er studierte Politikwissenschaften und VWL an der Universität der Bundeswehr München und absolvierte einen MBA an der WFI.

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